Am Start bei den European Championchip in Maastricht am 26 . März 2022. War es wirklich eine gute Idee gerade diesen Wettbewerb als meinen ersten Hyrox auszuwählen? Noch dazu in der PRO-Wertung? Bereits bei der 2. Station kamen mir erste Zweifel - Aber beginnen wir vorne.
Mein erster Hyrox
Da stand ich nun an Station 2 - dem Sled Push. Mein Blut rauschte mir durch den Kopf, ich rang nach Luft, meine Muskeln und meine Lunge brannten und mir wurde schwindelig. Ich hatte gerade einmal die erste von 4 Bahnen geschafft. Vor mir stand ein Schlitten mit einer Beladung von 175kg und einem Eigengewicht von 30kg. Zusammen also 205kg die es galt 4 Bahnen zu je 12,5m vor sich herzuschieben. Eigentlich erst die zweite von insgesamt acht Stationen beim Hyrox. Wie bekomme ich dieses Ding nur vorwärts? Mir kamen bereits hier ernsthafte Zweifel, ob ich dieses Rennen heute mit der Überquerung der Ziellinie beenden würde. Zum Glück ging es ein paar Jungs neben mir nicht anders. Das machte es zwar nicht wirklich besser, aber zumindest irgendwie erträglicher für den Moment.
Vom Triathlon zum Hyrox
Was hatte mich nur geritten mich zum Hyrox anzumelden? Noch dazu zum European Championchip in Maastricht? Und dann auch noch in der PRO-Wertung? Es war Mai 2021 und mir wurde bei Instagram immer wieder Werbung angezeigt von Menschen, die unterschiedliche Übungen absolvierten und teilweise auch laufend unterwegs waren. Das Logo und die Aufmachung sprachen mich irgendwie an und ich begann, die Internetseite des Veranstalters zu durchforsten. Das Programm bestand aus acht unterschiedlichen Stationen, unterbrochen von jeweils acht Mal 1km laufen. Für mich als Triathlet also schon mal die halbe Miete.
Krafttraining hatten wir ohnehin schon im Jugendtraining mehr oder weniger regelmäßig in das Training eingebaut. Vermehrt hatte es seit 2010 Platz in meinem Trainingsprogramm gefunden. Jedoch längst nicht in dem hier notwendigem Umfang. Aber das sollte doch wohl machbar sein, oder? Auf der Webseite stand, dass der Wettbewerb in etwa mit den Anforderungen eines Triathlons über die Sprintdistanz zu vergleichen sei. Ich hatte in meiner Triathlonkarriere seit 1998 jedes Jahr teilweise bis zu 10 Triathlons über die Sprint- und Olympische Distanz, mehrere Mitteldistanzen absolviert sowie zwei Langdistanztriathlons, den Infernotriathlon in der Schweiz und das 24h Rennen im 2er Team geschafft. Was sollte an einem Hyrox dann so schwer sein?
Damit du mir an dieser Stelle besser folgen kannst, hier einmal als Übersicht der acht Stationen beim Hyrox wie sie bei jedem Wettbewerb in dieser Reihenfolge zu absolvieren sind:
- 1000m Skiergometer
- 50m Sled Push
- 50m Sled Pull
- 80m Burpee Broad Jump
- 1000m Ruderergometer
- 200m Farmers Carry
- 100m Sandbadg Lunges
- 100 Wall Balls
Erste Anmeldung in Essen
Der Wettbewerb in Essen erschien mir passend für den Anfang. Nicht so viel Aufwand bzgl. Fahrt und Übernachtung für etwas, was ich noch nie gemacht hatte. Nach der Anmeldebestätigung sah ich, dass es auch noch eine PRO Wertung gab. Das machte mich neugierig. Kurzerhand fragte ich per Email nach, was es denn damit auf sich hatte. Ich bekam eine Liste mit Mindestanforderungen für diese Wertung. Hinter alle konnte ich einen Haken machen. Ich melde also in einem leichten Anflug von Selbstüberschätzung um. Moment! Aber wieso Essen fragst du dich jetzt?
Das Ganze kam so: Nach meinem Tegernseecrossing Anfang August und dem USee Schwimmen legte ich eine kleine Trainingspause ein und startete Mitte September mit der eigentlichen Vorbereitung für den Hyrox in Essen bei uns an der Rennbahnstraße. Das Equipment hatten wir nahezu alles in unserem PT Studio vor Ort. Damals zumindest für vier der acht Stationen. Und im drumherum liegenden Wald war ohnehin genug Platz zum Laufen. Den Rest wollte ich in einem Crossfit Studio ausprobieren. So zumindest mein Plan. Das Training lief gut und machte mir absolut Spaß. Eine perfekte Ergänzung zum reinen Ausdauertraining in einer meiner drei bisherigen Lieblingsdisziplinen. Und dabei so extrem kurzweilig. Im November hatte es Instagram also erneut geschafft. Weitere Wettbewerbsorte wurden mir angezeigt. European Championship in Maastricht. Das klang gut. Ich meldete mich also kurzerhand auch hierfür an und war motivierter denn je für das Training!
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Der Wettkampf in Maastricht
Da stand ich also nun in Maastricht. Essen konnte ich nicht als Vorbereitung für Maastricht nutzen, da der Wettbewerb erst sechs Wochen später stattfand. Also nun eben die European Campionchip als Premiere. Meine Vorbereitung wurde leider durch eine Covid-Erkrankung Ende Januar zäh unterbrochen und brachte mich ganz schön raus aus meiner Routine. Erst Ende Februar konnte ich wieder einigermaßen ins Training einsteigen. Also noch knapp vier Wochen bis Maastricht, um meinen Körper auf die Belastung vorzubereiten. Die weitere unmittelbare Vorbereitung wurde leider erneut etwas holprig. Einige Herausforderungen in der Firma forderten viel Energie. Auch die direkte Woche vor Maastricht war mit über 70 Stunden leider keine Woche, wie man sie sich vor dem Wettkampf wünscht. Ich ging dennoch an den Start. Ich wollte es schließlich ausprobieren. Egal wie es lief!
Oberkörperfrei zum Start?
Schon in der Startbox fiel ich mit meinem Tanktop nahezu auf zwischen allen anderen oberkörperfreien Athleten. Einzig der spätere Sieger trug ebenfalls ein Leibchen. Es war das Startfeld der vermeintlich 20 schnellsten Starter. Der Startschuss fiel und ich hielt mich auf den ersten 1000m laufen bewusst zurück. Das hieß jedoch auch trotz einer Pace von 3:41min/km im hinteren Feld. Es folgten 1000m Skiergometer. Eine Disziplin, die ich leider nicht mehr im Vorfeld ausprobieren konnte. Richtig Druck bekam ich nicht auf die Seile und schon jetzt spürte ich, dass ich mich irgendwie schwach fühlte. Es folgte wieder 1000m laufen. Die jedoch bereits deutlich langsamer. Im Abschluss folgten jetzt zwei weitere Disziplinen die ich bisher noch nicht ausprobieren konnte und vor denen ich ordentlich Respekt hatte. Sled Push über 50m und nach weiteren 1000m laufen dann Sled Pull über die gleiche Distanz aber mit weniger Beladung.
Ende bereits kurz nach dem Start?
Der Schlitten bei Sled Push bewegte sich bereits auf den ersten Metern von vier Bahnen sehr zäh. Es fühlte sich an, als ob der Schlitten auf einem Teppichboden aus einem Kino voll mit Zucker von Popcorn kleben würde. Ich stemmte mich mit meiner gesamten Kraft gegen den Schlitten und Zentimeter für Zentimeter bewegte sich der Schlitten vorwärts. Endlich - Die erste Linie war erreicht. Aufrichten, einmal um den Schlitten herumgehen, durchatmen und weiter. Oder besser doch nicht... So schnell ging das nicht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Nachdem der Druck nachgelassen hatte, sackte mir all mein Blut in die geweiteten Arterien und mir wurde schwindelig. Der Beginn der zweiten Bahn geriet in weite Ferne. Ich dachte ans aufhören. Ich hatte mich wohl überschätzt. Und in Kombination mit meiner unmittelbaren Vorbereitung und Vorbelastung sollte es wohl heute einfach nicht sein. Das sagten zumindest meine Muskeln. Mein Ego sagte mir, dass das schon irgendwie gehen würde und ich so nicht aufhören könnte.
Irgendwie müsste dieses Ding doch auch noch die anderen 3 Bahnen zu bewegen sein. Die Stationen danach werden bestimmt einfacher. Nach zahlreichen weiteren Pausen, dem mehrmaligen Verlieren meiner Schuhe und schwummerigen Selbstgesprächen rutschte der Schlitten endlich auch über die weiße Linie nach Bahn 4. Erstmal gehen und irgendwie wieder klar kommen. Alles drehte sich. Es folgte die dritte Station - Sled Pull. Nach Sled Push war Sled Pull nun mit insgesamt 155kg Systemgewicht zwar keine wirkliche Erholung, nach der Ohnmacht das Gewicht beim Sled Push nicht mehr vorwärts zu bekommen, fiel mir diese Übung dennoch deutlich leichter und ich machte etwas Boden gut gegen die Jungs neben mir. Es kommt halt der Bewegung beim Schwimmen deutlich näher, als das vor sich Herschieben eines Gewichtes.
Erholen beim Laufen
Das Laufen nach beiden Disziplinen war dennoch nicht im geringsten mit irgendeiner Erfahrung aus 24 Jahren Triathlon zu vergleichen. Es fühlte sich an, als ob ich nach einer längeren Steigung mit dem Rennrad an einer Rampe mit über 20% nun mit einer Plastiktüte über dem Kopf rennen wollte. Ich musste zu meiner Schmach gehen, um mich zumindest annähernd zu erholen und die nächste Station erreichen zu können. 80m Burpee Broad Jumps gingen irgendwie. Mein Kopf machte das Rennen. Meine Beine waren eigentlich längst ausgestiegen. Die Sprünge waren wenig explosiv und die 80m zogen sich wie Kaugummi. Endlich wieder 1000m erholendes Traben, Gehen, Laufen und danach 1000m Ruderergometer. Auch hier versuchte ich bloß nicht zu intensiv und irgendwie nur bis zu einem bestimmten Limit, was das Ganze gerade noch aushaltbar machte.
Mehr als die Hälfte geschafft
Endlich kam meine Lieblingsdisziplin: 200m Farmer Carry mit jeweils 32kg auf jeder Seite. Das war relativ schnell geschafft und auch der darauffolgende Laufabschnitt ging wieder leichter. Doch dann folgte nach Sled Push die nächste nahezu unüberwindbare Wand - 100m Sandbag Lunges mit 30kg. Im Training eigentlich kein großes Problem. Aber hier im Rennen in der Kombination und mit meiner unterirdischen Tagesform fast nicht machbar. Ich legte los und zählte zur Ablenkung die Schritte. Ich wusste, dass ich mit jedem Schritt etwas mehr als 1m zulegte. Nach dem ersten 20 musste ich zum ersten Mal stehen bleiben. Ich stieg um auf 10er Abschnitte bis zum Wendepunkt nach 50m. Hier angekommen blieb ich stehen. Die Halle wankte und das Gewicht auf meinen Schultern schnürte mir die Luft ab. Ich versuchte mich mit einer Hand am Absperrgitter festzuhalten, war jedoch nicht darauf vorbereitet, dass dies keineswegs dafür gedacht war. Glücklicherweise konnte ich mich abfangen und fing wieder an. 5x 10 Schritte mit langen Pausen bis ich endlich den Sandbag abwerfen konnte und mich 1000m beim Laufen erholen konnte.
Wall Balls - Der Endgegener vor dem Ziel
Erholen mit dem Gedanken, dass nun der Endgegener kommen würde. 100 Wall Balls mit 9kg trennten mich noch von der Ziellinie. Ein erneuter Blick auf die Uhr zeigte mir, dass meine ursprünglich angepeilte Zielzeit schon bereits lange verstrichen war. Mein Beine bewegten sich, weil mein Kopf sagte: "Jetzt aufgeben ist auch keine Option mehr". Mir wurde eine Scheibe zugewiesen und ich legte los. Ich versuchte schon zu Beginn mir die 100 Stück in meinem Kopf klein zu reden. Das hatte schließlich bei zahlreichen Marathons mit den Kilometern auch schon geklappt. Nach 15 Stück dann die erste Pause.
Mein Judge ermutigte mich weiterzumachen. Ich teilte mir die weiteren in 10er Schritte ein. Das war für mich gerade noch machbar. Im Training waren auch nach deutlicher Vorbelastung bis zu 60 am Stück ohne Pause möglich. Aber heute musste ich es in kleinen Schritten probieren. In jeder Pause rang ich nach Luft und hatte Mühe stehen zu bleiben. Zu Beginn jedes 10er Blocks nahm ich all meine Konzentration und Körperspannung zusammen und schaffte es endlich auch zum hundertsten Male nach einer tiefen Kniebeuge die Scheibe in 3,05m Höhe zu treffen. Jetzt nur noch wenige Meter bis zum Ziel! Die Uhr zeigte eine Endzeit von 1:33:38 h an. Platz 79 von 100 beim European Championchip in der PRO Kategorie. Egal - Hauptsache im Ziel und nicht aufgegeben! Und irgendwie hat es trotz allem auch Spaß gemacht. Ich war stolz auf mich selbst, dass ich bei Sled Push nicht das Handtuch geworfen und das Ding komplett durchgezogen hatte. Auch wenn ich über 30 Minuten nach dem Sieger ins Ziel kam, hatte ich das leichte Gefühl von Unbesiegbarkeit. Es fühlte sich einfach gut an nun hier im Ziel zu sitzen auf einem Liegestuhl mit einem Getränk in der Hand und zu wissen, dass die ich es geschafft hatte!
In Essen lief alles besser
Bereits 6 Wochen später stand ich in Essen - meiner ursprünglich geplanten Hyroxpremiere - am Start. Ich fühlte mich gut und wusste nun mit der Erfahrung aus Maastricht was auf mich zukommen würde. Ich war besser vorbereitet und konnte auch in der unmittelbaren Woche vor dem Wettkampf einigermaßen tapern. Ich hatte nun auch alle Disziplinen vorher nochmal trainieren können und war mental gut drauf. Bis auf Sled Push lief auch alles deutlich besser. Insbesondere Burpee Broad Jumps und Ausfallschritte waren eine persönliche Überraschung für mich. Hier verbesserte ich meine Splitzeiten deutlich. Und bei Farmers Carry hatte ich sogar die zweitschnellste Zeit des Tages. Am Ende im Ziel war ich mit 1:23:26 h über 10min schneller als in Maastricht und bereits hochmotiviert für weitere Wettbewerbe. Ich möchte gerne für mich austesten was hier mit weiterem gezielten Training noch möglich ist. Die Anmeldung für Amsterdam im Oktober, Essen im November und Frankfurt im Double zusammen mit Julia und Maastricht im Januar ist bereits gesetzt. Es bleibt also spannend. Und mit dem richtigen Ziel fällt es einfach nochmal leichter sich zum Training zu motivieren, oder?
Training, Vorbereitung und Team
Mittlerweile konnte ich bereits auch mehrere meiner Kunden, Freunde und Mitarbeiter mit dem Hyroxfieber infizieren. Wir sind mittlerweile offizielles Hyrox Studio in Düsseldorf und der Ausbau unserer Möglichkeiten und Angebote an der Rennbahnstraße läuft auf Hochtouren. Ebenso die Bildung unseres Hyrox-Teams. Für Amsterdam sind wir mittlerweile fast 10 Starter/innen in den verschiedenen Kategorien. Denn Hyrox ist in jedem Fall für alle geeignet. Es muss ja nicht immer direkt die PRO Wertung sein. Es gibt noch die normale Wertung für Frauen und Männer. Wer lieber im Team agiert und sich erstmal langsamer antasten möcht, findet im Double oder in der Staffel eine Möglichkeit beim Hyrox dabei zu sein. Es bleibt also weiterhin spannend!
Du überlegst noch, ob Hyrox etwas für dich ist?
Schau doch mal rein in den Blogbeitrag von Erik: Hyrox - Ein Fitnessrennen für Jedermann
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