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Das Phänomen des Präsentismus ist in der heutigen Berufswelt keine Seltenheit mehr und stellt nicht nur für die Unternehmen eine große Herausforderung dar, die es im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements zu bewältigen gilt.

Präsentismus – was ist das eigentlich?

Obwohl die Fehlzeiten der letzten Jahre in den Unternehmen bundesweit stark zurückgegangen sind, lassen Untersuchungen vermuten, dass der Rückgang der Krankenbestände in weiten Teilen nur ein statistischer ist. Auch wenn anzunehmen ist, dass durch eine bessere Gesundheitsversorgung sowie eine stärkere Verbreitung der Betrieblichen Gesundheitsförderung das Wohl der Beschäftigten vermehrt gefördert und gestärkt wird, so zeigt die Realität, dass die Fehlzeiten zwar zurückgegangen sind, die Arbeitnehmer jedoch aus unterschiedlichen Gründen häufig vermehrt krank zur Arbeit gehen. Wie auch schon im Blogartikel „Maßnahmenimplementierung in der betrieblichen Gesundheitsförderung“ beschrieben, wird dieses Phänomen Präsentismus genannt, wobei Arbeitsnehmer anwesend am Arbeitsplatz, jedoch krank oder nicht in der Lage sind, produktiv zu arbeiten.

Wichtig zu nennen ist hierbei auch nochmals der Begriff des Absentismus, womit das Verhalten einer Person bezeichnet wird, das durch das Fernbleiben oder die Abwesenheit vom Arbeitsplatz charakterisiert ist. Kann der Absentismus sehr gut gemessen werden, so stehen Forschungen bezüglich des Präsentismus noch am Anfang, da dieser schwerer greifbar scheint.

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Gründe für Präsentismus und Absentismus

Der Präsentismus stellt eine persönliche Entscheidung dar, die jedoch von einer Vielzahl individueller und arbeitsbezogener Faktoren beeinflusst wird wie beispielsweise dem Alter, Geschlecht oder dem Gesundheitszustand. Als arbeitsbezogene Einflussfaktoren sind vor allem Zeitdruck, Termineinhaltung und die Unternehmens- und Führungskultur zu nennen. Auch ein ungünstiges Führungs- und Kommunikationsverhalten, viel Verantwortung mit gleichzeitig geringen Entscheidungsspielräumen, wenig oder gar keine Anerkennung und Wertschätzung, sowie Stress und Arbeitsplatzunsicherheit stellen häufige Gründe dar, die zu Präsentismus führen können.

Krankheitsanfälligkeit, familiäre Probleme oder allgemeiner privater Stress können zusätzlich als persönliche Ursachen aufgezählt werden. Auch die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust spielt eine große Rolle, jedoch eine größere kommt dem Pflichtgefühl gegenüber dem Unternehmen und der Solidarität der Kollegen zu. Vereinbarte Projektziele, Pflichtveranstaltungen und Termine gilt es einzuhalten und zu erreichen. Der zeitliche Aufwand und die eigene Gesundheit scheinen für viele Beschäftigte in den Hintergrund zu rücken. Die heutige oft unbegrenzte Arbeit und eine verbreitete Überstundenkultur scheinen den Präsentismus zusätzlich zu fördern.

In der Literatur wurden über 40 Gesundheitsprobleme und Risikofaktoren mit Präsentismus in Verbindung gebracht. Jeder Mitarbeiter ist statistisch nicht nur von einem Gesundheitsproblem betroffen, sondern von zwei bis drei Problemen.

Auch Depression, Rücken- und Nackenschmerzen, sowie Schlafprobleme führen nicht selten zu einer verringerten Produktivität oder einer Abwesenheit am Arbeitsplatz. Vor allem psychische Probleme werden als Gründe für Präsentismus aber auch Absentismus aufgezählt. Absentismus kann neben Krankheiten verschiedene Ursachen haben. Gründe, die zu Arbeitsunfähigkeit führen sind beispielsweise äußere Umstände, familiäre Probleme und motivational bedingte Entscheidungen zum Fernbleiben. Oft entsteht der Absentismus auch aus dem Präsentismus, häufig durch die Chronifizierung von Krankheiten.

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Risiken von Präsentismus

Krank zur Arbeit gehen, oft sogar gegen den ausdrücklichen ärztlichen Rat, stellt meist nicht nur eine Gefahr für den Betroffenen selbst dar. Der Beschäftigte gefährdet in den meisten Fällen seine Gesundheit und häufig führt die Erkrankung zu einer Chronifizierung. Aber auch die Ansteckungsgefahr und Mehrarbeit durch fehlende Produktivität können Risiken und Folgen darstellen.

Neben gesundheitsbezogenen Aspekten ist der Präsentismus auch mit negativen betriebswirtschaftlichen Effekten für die Unternehmen verbunden. Beschäftigte, deren psychische und physische Gesundheit beeinträchtigt ist und die dennoch zur Arbeit gehen, sind weniger leistungsfähig, machen häufiger Fehler, erleiden und verursachen mehr Unfälle und kosten dem Unternehmen dadurch mehr Geld. Das trifft vor allem dann zu, wenn für die Beschäftigten der Präsentismus ein normales Verhalten darstellt und somit die Chronifizierung der Erkrankung wahrscheinlich wird. Dann ist die eingeschränkte Leistungsfähigkeit weniger die Ausnahme als vielmehr die Regel, was langfristig mit enormen Produktivitätseinbußen verbunden sein kann.

Durch die Abwesenheit eines erkrankten Arbeitnehmers kann es kurzfristig zu Produktionsausfällen kommen und es bedarf eines gewissen Organisationsaufwand. Jedoch ist die Genesungszeit äußerst wichtig, um wieder produktiv arbeiten zu können und die Ansteckungsgefahr und Rückfallwahrscheinlichkeit kann eher vermieden werden. All das kann letztendlich zu einer positiven Bilanz führen.
Um diese Risiken und Folgen des Präsentismus vermeiden zu können ist es wichtig, dass Arbeitgeber bewusst und aktiv gegen diesen arbeiten und die Beschäftigten darüber informieren.

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Maßnahmen bei Präsentismus

Maßnahmen, die getroffen werden können sind sehr vielfältig. Zum einen kann für sichere Beschäftigungsverhältnisse gesorgt werden. Faire Arbeitsverträge und materielle Sicherheit bewahren den Arbeitnehmer vor Existenzängsten und finanzieller Abhängigkeit. Auch eine verbesserte Gesundheitskompetenz kann zu einer Senkung von Präsentismus und Absentismus führen. Beschäftigte sollten dabei unterstützt werden, gesundheitsfördernde Entscheidungen zu treffen wie beispielsweise mehr Bewegung im Alltag oder Stressbewältigung. Auch ergonomische Arbeitsplätze können dazu beitragen. Arbeitsnehmer und Unternehmen werden dabei unterstützt, möglichst stressfrei ihrer Arbeit nachgehen zu können.

Äußerst wichtig scheint auch ein wertschätzender Umgang miteinander. Wer fürchten muss, bei wiederholtem Fernbleiben aufgrund von Krankheit sich rechtfertigen zu müssen oder gar den Arbeitsplatz zu verlieren, neigt eher dazu, krank zur Arbeit zu gehen. Ein verständnisvolles und vertrauliches Verhalten, sowie eine Vorbildfunktion von Seiten der Führungsebene sollte nicht unterschätzt werden.

Auch Vertrauenspersonen im Betrieb können helfen, Ursachen herauszufinden und Probleme zu lösen. In den meisten Fällen lassen sich durch Gespräche die Ursachen aufklären und Stress reduzieren. Einige Unternehmen entscheiden sich dafür, ihren Mitarbeitern Gestaltungsfreiräume zu gewähren. Eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Arbeitszeiten und weitere Maßnahmen tragen dazu bei, Fehlzeiten im betrieblichen Alltag zu verringern und die Produktivität zu fördern.
So greifen die Maßnahmen der verschiedenen Ansätze ineinander, ergänzen und unterstützen sich gegenseitig. Organisationsbezogene und verhältnisorientierte Maßnahmen stellen nicht nur eine gesundheitsunterstützende Unternehmenskultur und eine stressreduzierende Organisations- und Kommunikationsstruktur dar, auch die Führungskräfte sollten geschult werden und Gesundheitszirkel eingeführt werden.

Auf der anderen Seite ermöglichen verhaltensorientierte Maßnahmen den Mitarbeitern, selbst etwas gegen ihre Probleme zu unternehmen. Das Unternehmen sollte Betroffene im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements mit Angeboten unterstützen und Gesunden präventive Möglichkeiten bieten.
Allgemein ist eine Prävention von Präsentismus und Absentismus möglich und vor allem notwendig. Der langfristige Erhalt von Gesundheit, der Arbeits- und Leistungsfähigkeit durch entsprechende betriebliche Förderung und Angebote sollte ein Grundbaustein im Management eines Unternehmens sein, um sowohl den Präsentismus als auch den Absentismus zu vermeiden.

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Fazit

Der erste Schritt gegen den Präsentismus, aber auch Absentismus, ist ein effektives Betriebliches Gesundheitsmanagement. Wer langfristig erfolgreich sein möchte, der muss die Gesundheit der Mitarbeiter fördern und unterstützen, damit diese motiviert und produktiv arbeiten können. Wichtig scheint es, durch verschiedene Maßnahmen und eine offenes und vertrauliches Verhältnis das Bewusstsein der Mitarbeiter dahingehen zu stärken, dass Erkrankungen nicht als Niederlage oder Fehlverhalten gesehen werden.

Eine der häufigsten Ursachen des Präsentismus zeigen, dass Arbeitsnehmer vor allem Angst davor haben, ihre finanzielle Lage und Stellung im Unternehmen zu gefährden. Diese Angst muss ihnen genommen werden, wobei hier die Führungsebene eine positive Unternehmenskultur fördern sollte.
Ein besonderer Fokus sollte dabei auf dem Präsentismus liegen, da meist durch eine Vermeidung dieses Phänomens auch die Zahlen des Absentismus gesenkt werden könnten.

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