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Wie bereits im Blog über Fermentation gezeigt, betrifft der Zustand des Darms nicht nur das Organ selbst, sondern bestimmt zu großen Teilen die Gesundheit und Funktion anderer Organe einschließlich der Psyche und dem Immunsystem.

Die Darm-Hirn-Achse

Die Darm-Hirn-Achse beschreibt die Verbindung des Darms zum Gehirn und zurück. Das Gehirn hat ca. 100 Milliarden Nervenzellen und sendet/empfängt über den Vagus Nerv Signale zum/vom Darm. Er zählt als der längste Hirnnerv und stellt die physikalische Verbindung zum Verdauungstrakt und vielen weiteren Organen dar, wie z.B. dem Herz und den Nieren. Viele Erkrankungen, unter anderem von neurologischer Art wie Alzheimer oder Depressionen, aber auch entzündliche Darmerkrankungen sind durch ein gestörtes Gleichgewicht innerhalb dieser Achse zuzuschreiben.

Die Kommunikation zwischen Gehirn und Darm läuft chemisch ab. Kurzkettige Fettsäuren, Neurotransmitter und Hormone sowie andere hormonähnliche Stoffe werden von den Billiarden von Mikroorganismen, aus denen die Darmflora besteht, produziert und gelangen durch die durchlässige Darmwand über den Blutkreislauf zu verschiedensten Organen, wie dem Gehirn.

Andersrum reagiert das Gehirn bei Stressfaktoren auch wieder auf das enterische Nervensystem des Darms, mehr dazu im Abschnitt „Der Darm und Stress“.

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Gute und schlechte Stoffe vom Darm

So produzieren einige Mikroorganismen die kurzkettige Fettsäure Butyrat, welche bedeutend für die Darmgesundheit, Immunstärke und Nervenschutz ist. Unter anderem ist sie für den Aufbau der Blut-Hirn-Schranke zuständig. Diese beschreibt die schützende Barriere zwischen dem Blutkreislauf und der extrazellulären Hirnflüssigkeit, welche zusätzlich das Gehirn versorgt und ihre Abfallstoffe abtransportiert.

Um von der Wirkung von Butyrat zu profitieren, sollte man in erster Linie seine Darmflora stärken, was primär durch eine ballaststoffreiche Ernährung gelingt. Denn unsere “positiven” Darmbakterien nutzen geeignete Ballaststoffe als Nahrungsquelle.
Dietmar Waßner
Ernährungsberater und Abnehmcoach

Doch werden nicht nur positive Stoffe produziert; Lipopolysaccharide sind entzündungsfördernde Endotoxine, welche ebenso im Darm produziert werden und bei einer geschwächten Darmbarriere zum Gehirn durchdringen können, was in Verbindung zu vielen neurodegenerativen Erkrankungen steht.

Übersetzt: Die Dysfunktion der Darmepithelbarriere infolge der Dysregulation der Hirn-Darm-Mikrobiota-Achse könnte das Eindringen neuroaktiver Substanzen, einschließlich neurotroper Viren, unkonventionelle Krankheitserreger mit prionähnlichen Eigenschaften oder langsamen Neurotoxinen fördern.
Professor Christopher Hawkes
Neurologe

Leaky Gut Syndrom

Wie im vorherigen Abschnitt dargelegt, ermöglicht eine geschwächte Darmbarriere im Dünndarm das Eindringen von Schadstoffen in den Blutkreislauf und ist somit sehr ernst zu nehmen, da ein durchlässiger Darm, auch Leaky Gut Syndrom genannt, mit verschiedensten (chronischen) Erkrankungen assoziiert wird, die nicht immer mit dem Darm zu tun haben müssen. Dazu zählen auch chronische Muskel- und Gelenksschmerzen oder Autoimmunkrankheiten.

Ursachen dieses Syndroms ist unter anderem Risikoverhalten wie der Konsum von Genussmitteln wie Alkohol, Nikotin etc. sowie auch die Einnahme von Antibiotika und eine Ernährung reich an isolierten Kohlenhydraten (Zucker etc.). Zusammen mit Stress sind die besten Bedingungen zur Entstehung eines Leaky Guts gegeben.

Eine Studie fasste zusammen, dass die Förderung der Vielfältigkeit der Darmflora einen positiven Effekt auf den kognitiven Zustand der teilgenommenen Alzheimer Patienten hatte. Durch die Vergabe von probiotischer Milch mit Milchsäurebakterien über 12 Wochen konnte die kognitive Degeneration der Patienten im Vergleich zur Placebogruppe nicht nur angehalten, sondern sogar verbessert werden. Die medizinische Behandlung von neuronalen Erkrankungen mit Psychobiotika, in der die Zusammensetzung der Darmflora gezielt verändert wird, zeigt also versprechende Aussichten in der Forschung für die Therapie von neurologischen Erkrankungen mittels Probiotika.

Leaky Gut bei Sportlern

Das Deutsche Institut für Sporternährung e.V. sieht den Darm als Schlüsselorgan für die körperliche Leistungsfähigkeit, die von den meisten Athleten vernachlässigt wird. Nicht nur intensives Training und Stress, auch die häufige Einnahme von schnell verfügbaren Kohlenhydraten wie Gels etc. führen bei vielen zum Leaky Gut Syndrom. Zusätzlich kommen dazu die freien Radikale, welche Sportler gehäuft aufzeigen. Die Leistung verringert sich, man erschöpft schneller und ist antriebslos, auch wird die Regeneration maßgeblich beeinträchtigt. Besonders vor Wettkämpfen zeigt sich dies durch Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie Schmerzen und „Rumoren“.

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Es können auch Autoimmunerkrankungen und Infektionen hervorgerufen werden. Zu erklären ist dies dadurch, dass besonders der Darm eine große Rolle in der Immunregulation spielt, da er fast 70% der gesamten Immunzellen beherbergt und unter anderen für die Produktion von Antikörpern zuständig ist.

Studien zeigten zusätzlich eine Verbindung zwischen der Darmflora und den Mitochondrien auf; anscheinend senden Mikroorganismen Signale zu den Mitochondrien, welche ihre Stoffwechselaktivitäten beeinflussen und dies sich wiederum auf unser Energielevel auswirkt.

Der Darm und Stress

Stress ist ein Verursacher vieler Beschwerden und Erkrankungen, sowie auch bezüglich des Darms. So verringert sich bei chronischem Stress nicht nur die Vielfalt der Darmflora, sondern auch die Anzahl der guten Bakterien wie Laktobazillen, welche von den schlechten Arten wie Clostridien und Keime unterdrückt werden (auch Dysbiose genannt). Weitere Symptome sind:

  • Erhöhung der Darmbewegung bei Akutstress: Durchfall, Übelkeit
  • Verringerung der Darmbewegung bei chronischem Stress: Verstopfung, gestörter Verdauungsprozess
  • Leichte Entzündungen im Verdauungstrakt
  • Verstärkte Symptome von bereits vorhandenen chronischen Darmerkrankungen
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Die Zusammensetzung des Mikrobioms wirkt sich gleichermaßen auf die psychische Verfassung aus, als Beispiel beträgt die Dopaminproduktion im Darm bis zu 50% und kann bei einem Ungleichgewicht gestört werden, wodurch das Glücksempfinden und Gemüt beeinträchtigt werden kann.

Tipps zur Unterstützung der Darmgesundheit

Es gilt, die Stressoren für Darm und Hirn abzubauen und Stressmanagement sowie mehr Entspannung im Alltag einzubringen. Zu empfehlen ist dabei Yoga, Meditieren und Entspannungsübungen, welche nachweislich den Vagus Nerv stimulieren und die Verbindung der Darm-Hirn-Achse stärkt.
Auch kann und sollte die Ernährung zum Wohle des Darms gestaltet werden:

  • Zu vermeiden gilt: Zu viele (tierische) Fette, Zucker (vor allem Milchzucker), glutenhaltiges Getreide.
  • Förderlich sind: Leicht verdauliche Ballaststoffe durch schonend gekochtes Gemüse und Rohkost (Salat, Sprossen etc.), probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut und andere fermentierte Lebensmittel, worüber wir auch einen Workshop zum gesunden Kochen anbieten.
  • Insbesondere auch fermentierte Nahrung sollte häufig Platz im Speiseplan finden.

Fazit

Wer seine Gesundheit verbessern will, sollte den Darm nicht vergessen und unterschätzen. Durch das Zusammenspiel mit dem Gehirn und anderen Organen lässt sich vieles beeinflussen. Durch eine darmfreundliche Ernährung, sowie einen guten Umgang mit Stress, lässt sich die chemische und neuronale Verbindung zwischen Darm und Hirn stärken und das Wohlbefinden steigern.

Zahlreiche Studien zeigten bei Mäusen zwar eine Verbindung mit der Darmflora und dem Verhalten sowie mentale Gesundheit, bedürfen jedoch noch intensiver Nachforschungen um diese Erkenntnisse auch bei Menschen feststellen zu können. Als Schlusswort ist zu sagen, dass man nur davon profitieren kann, wenn man mehr auf seine Darmgesundheit achtet.

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