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Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln ist nicht nur enorm vielfältig, die Produkte sind mittlerweile frei zugänglich und häufig kostengünstig erhältlich. Doch welchen Beitrag leisten sie in der täglichen Ernährung und sind sie wirklich eine Alternative zur abwechslungsreichen, frischen Küche?

Der Markt an Nahrungsergänzungsmitteln wächst stetig

Schauen wir uns die Regale im Drogeriemarkt, in der Apotheke oder im Supermarkt an, finden wir eine Reihe von Tabletten, Kapseln und Konzentraten mit verschiedensten Wirkstoffen. Das Angebot reicht von Monopräparaten, also Produkte, die nur einen Wirkstoff beinhalten, bis hin zu Kombinationspräparaten, die die ganze Palette an Vitaminen und Mineralstoffen umfassen. Rund ein Drittel der Deutschen nehmen regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein, die Spitzenposition belegen schon seit mehreren Jahren Vitamin C und Magnesium. Doch sind sie tatsächlich eine Alternative zu den Nährstoffen aus frischen Lebensmitteln?

Was sind eigentlich Nahrungsergänzungsmittel?

Gemäß der in der nationalen Nahrungsergänzungsmittel (NEM)-Verordnung verankerten Definition handelt es sich um ein "Lebensmittel, das dazu bestimmt ist, die allgemeine Ernährung zu ergänzen [...], ein Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung [...], das in dosierter Form [...] und in abgemessenen kleinen Mengen in den Verkehr gebracht wird.“

Die erste gute Nachricht lautet also: Die Präparate gelten als Lebensmittel, und unterliegen als solche auch allen strengen Anforderungen des Lebensmittelrechts. Sie haben darüber hinaus eine Funktion im Körper zu erfüllen – auch das klingt gut. Denn dies bedeutet ja, dass kein Produkt angeboten werden darf, für das es keinen nachgewiesenen Nutzen gibt – oder nicht? Und zu guter Letzt: Sie werden in konzentrierter Form in kleinen Mengen verzehrt – umso besser. Denn die normalerweise erforderliche Menge eines Lebensmittels zur Deckung des täglichen Bedarfs eines Nährstoffes ist es doch, was uns in der allgemeinen Ernährung so schwer fällt.

Nun beinhaltet die Definition aber noch einen weiteren Aspekt, nämlich, dass NEM die Ernährung lediglich ergänzen sollen, nicht aber ersetzen. Und dies hat gute Gründe.

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Fehlende sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe

Die Nährstoffe in NEM sind isoliert, es fehlt der natürliche Verbund mit anderen Stoffen, wie sie natürlicherweise in Obst, Gemüse und anderen frischen Lebensmitteln vorkommen. Hier ist insbesondere die große Gruppe der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe zu nennen.

In der Pflanze werden sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe primär als Schutz vor Fraßfeinden oder Schädlingen gebildet. Im verzehrbaren Lebensmittel haben sie nicht nur geschmackliche Bedeutung, sondern dienen durch ihre positiven Wirkungen im Organismus auch als wichtiger Baustein für die Gesunderhaltung. So haben sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe bspw. antioxidatives oder entzündungshemmendes Potential, sie wirken als Regulatoren des Blutzuckerspiegels oder des Blutdrucks.

Es sind schätzungsweise bis zu 10.000 verschiedene sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe in der Nahrung bekannt, dazu gehören unter anderem die Gruppe der Carotinoide, die für die kräftige Farbe vieler Pflanzen sorgen, die Flavonoide, die den guten Ruf eines gelegentlichen Glas Rotweins rechtfertigen, oder die Glucosinolate, welche Senf oder Rettich ihre typische Schärfe verleihen.

Fehlende Ballaststoffe

Eine weitere Gruppe pflanzlicher Bestandteile, die in NEM keine Berücksichtigung finden, sind natürliche Ballaststoffe. Diese faserreichen Nahrungsbestandteile kommen in Obst und Gemüse, aber auch in Vollkorngetreide vor. Zwar werden Ballaststoffe unverdaut wieder ausgeschieden, sie üben aber eine wichtige Funktion bei der Verdauungsarbeit aus, können vor Dickdarmkrebs schützen und den Cholesterinspiegel senken.

Fehlender Genusswert

Nicht zu unterschätzen ist zudem der fehlende Genusswert bei dem Konsum von Tabletten & Co. Unsere Lebensmittel bieten uns alle denkbaren Aromen und Geruchsstoffe, die das Essen so genussvoll und schmackhaft machen – warum sollten wir darauf verzichten?

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Verminderte Resorption

Ein wichtiger Aspekt für den Vorzug eines "echten" Lebensmittels sind unterschiedliche Resorptionsvermögen. Wird ein Nährstoff isoliert eingenommen, sind die Mengen, die tatsächlich über den Darm ins Blut aufgenommen werden, häufig deutlich geringer als in Anwesenheit anderer synergistisch wirkender Verbindungen. Dies führt uns zu der oben bereits benannten "nachgewiesenen Wirkung" der Präparate. Zwar sind zu den gängigen Mikronährstoffen physiologische Funktionen gesichert, das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass auch das NEM selbst die gewünschte Wirkung ausübt. Schaut man sich die Kennzeichnung auf den Verpackungen genauer an, fällt auf, dass in der Regel Wirkungsweisen spezifischer Stoffe in eher holprig klingendem Wortlauf beschrieben werden. Hierbei handelt es sich um die auf europäischer Ebene zugelassenen Gesundheitsaussagen ("Health Claims"). So ist bspw. die Aussage "Vitamin D trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei." zulässig, nicht aber, dass das Präparat xy die Knochen stärkt oder gar, dass es Osteoporose vorbeugt. Die getätigten Werbeaussagen sind vor diesem Hintergrund immer kritisch zu hinterfragen.

Gefahr der Überdosierung

Letztendlich liegt bei der Selbstmedikation von NEM die Gefahr der Überdosierung vor. Ganz nach dem Motto "viel hilft viel" wird schnell mehr als die empfohlene Tagesdosis konsumiert. Auch nehmen es manche Hersteller nicht ganz so genau und gehen großzügig bei den Verzehrsempfehlungen um. Bei einigen Verbindungen, wie den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K, kann dies unerwünschte Effekte nach sich ziehen.

Zwar hat das Bundesinstitut für Risikoernährung (BfR) kürzlich Vitamine und Mineralstoffe neu bewertet und aktualisierte Empfehlungen zu den Höchstmengen herausgegeben, dennoch aber liegen noch nicht für alle Wirkstoffe gesetzlich verbindliche Grenzwerte vor. Zudem existieren nicht für alle Stoffe hinreichende Daten zu den langfristigen Folgen eines übermäßigen Verzehrs.

Ob die Einnahme von NEM der richtige oder notwendige Weg ist, kann nicht allgemeingültig beantwortet werden, sondern erfordert immer eine individuelle Betrachtung.
Karolin Spundflasche
Ernährungswissenschaftlerin

Fazit

Festzuhalten bleibt also: NEM können die allgemeine Ernährung sinnvoll ergänzen. Auch gibt es durchaus Situationen, in denen die Einnahme von isolierten, höher konzentrierten Wirkstoffen nicht nur nützlich, sondern sogar regelrecht erforderlich sein kann (Leistungssport, Schwangerschaft, Krankheiten etc.). Ob die Einnahme von NEM der richtige oder notwendige Weg ist, kann nicht allgemeingültig beantwortet werden, sondern erfordert immer eine individuelle Betrachtung.

Wohl aber sollte man sich vor dem Kauf immer gut informieren oder am besten durch Fachkräfte beraten lassen, verschiedene Produkte miteinander vergleichen, sie stets mit Bedacht anwenden und niemals als langfristige Form der "Ernährung" zur Gewohnheit werden lassen. Schon gar nicht aus reiner Bequemlichkeit.

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