Nicht immer läuft im Leben alles nach Plan und manches offenbart sich ohne Vorankündigung. Durch unseren Lifestyle tragen wir maßgeblich zu unserer Gesundheit bei. Sport kann den Verlauf vieler Krankheiten positiv beeinflussen. Dieter gibt uns hier einen persönlichen Einblick in seine Geschichte.
Lebensqualität durch Sport – eine persönliche Geschichte von Dieter!
Als ich im August 2016 pensioniert wurde, hatte ich ein Ziel: Als ehemaliger Fußballer, Läufer und Sportlehrer endlich ohne Zeitdruck Sport treiben! Der Arztcheck brachte eine Hiobsbotschaft : Diagnose Diabetes mellitus Typ 2c ! Das Ergebnis jahrelanger Abstinenz von Arztbesuchen und unbedenklicher Ernährungsgewohnheiten ! Nebenerscheinungen: Polyneuropathie (Zehspitzen), Augenempfindlichkeit und Gewichtsabnahme (statt geschätzten 90 kg und mehr nur noch 82,5 kg bei der ärztlichen Untersuchung!).
Die verordnete Medikation mit Metformin sollte meinen Zuckerspiegel von über 300 (!) auf unter 140 drücken! Ergebnis war eine stete Gewichtsabnahme bis auf 71,3 kg innerhalb von 9 Monaten !! Während eines Kuraufenthaltes habe ich vielfältige Infos über meine Stoffwechselerkrankung erhalten, die alle im Prinzip auf zwei Säulen aufgebaut waren : Ernährung und Bewegung ! Meine Bemühungen in Richtung Ernährung und Bewegung, die ich bereits vor der Kur initiiert hatte, wurden immer konsequenter durchgeführt. Ernährungsmäßig versuchte ich, immer etwas mehr, aber das Richtige zu mir zu nehmen, um den geschwächten Körper wieder aufzubauen: Salat, so gut wie kein Alkohol und fettarme Kost, weniger Fleisch, usw. waren angesagt ! Wegen der abhanden gekommenen Muskulatur und der einhergehenden Neuropathie , die mich dreimal zu Stürzen führten, versuchte ich durch behutsames Gehen ( anfangs dreimal pro Woche ) und – seit der Kur – Ergometer-Training mit wenig Kilopond und 15-minütiger Belastung ) entgegenzuwirken. Die Ergebnisse meiner Bemühungen fruchteten eine Zeit lang wenig ! Lediglich der Blutzuckerspiegel sank auf unter 175. Mein Körpergewicht konnte ich in der Kur binnen 6 Wochen nur um 300 g vergrößern !! Aufgeben oder ‚Schleifen lassen‘ war für mich aber zu keinem Zeitpunkt eine Option!
Jeder kann etwas für sich tun ! Verzagen ist keine Lösung! Wenn mich vorher jemand gefragt hätte, ob mein Gesundheitszustand sich so verbessern könnte, hätte ich ihn nur ungläubig belächelt!
Als ich dann – in Abstimmung mit meinem Hausarzt – einen Medikamentenwechsel vornahm und mein Trainingsumfang ständig vergrößerte, stellten sich allmählich Erfolge ein: Mein Appetit wuchs, aber das kontrollierte Ernährungskonzept behielt ich bei. Im Training verbesserte ich im Fitnessstudio dreimal pro Woche nicht nur meine Muskelkraft ( an 12 Stationen), sondern auch die allgemeine aerobe Ausdauer durch 30- 35 Minuten Ergometertraining bei steigender Belastung und Trittfrequenz. Zu diesem Fitnesstraining kam ein dreimaliges Gehen pro Woche, den Ruhetag nutzte ich zum Saunieren. Aus dem anfänglichen 10-20-Minütigem Gehen ist inzwischen ein 1 bis 2- stündiges Walken geworden, das vor allem dem neuropathischem Fuße zu Gute kommt. Ziel bleibt die Erhaltung der körperlichen und geistigen Fitness (mit dem ‚Fernziel‘ eines leichten Joggings!) und des Wohlbefindens. Bezüglich meiner Krankheit schließlich das Beste: Ich habe meinen Zuckerspiegel Anfang des Jahres auf unter 100 drücken können ( Mittelwert 5,8 !), sodass mein Hausarzt und der Diabetologe mir die Reduzierung meiner Medikamente auf ein Minimum emfahlen!!
Jeder kann etwas für sich tun ! Verzagen ist keine Lösung! Wenn mich vorher jemand gefragt hätte, ob mein Gesundheitszustand sich so verbessern könnte, hätte ich ihn nur ungläubig belächelt!
Korschenbroich, im Juni 2020
Unterschied Typ 1 und Typ 2 Diabetes
Ganz allgemein unterscheidet sich der Typ 1 Diabetes von dem Typ 2, dass bei dem Typ 1 Diabetes sowohl eine Autoimmunerkrankung vorliegt, sowie auch ein absoluter Insulinmangel. Die deutlich häufiger anzutreffende Form, der Typ 2 – Diabetes, hat meist aufgrund von jahrelangem „schlechten Lifestyle“ eine Insulinresistenz entwickelt. Was bedeutet, dass die Zellen nicht mehr auf das Insulin als „Türöffner“ reagieren. Bei nicht-Behandlung kann es aber auch in einem relativen Insulinmangel enden kann. Dabei ist entscheidend mitverantwortlich, wie lange die Bauchspeicheldrüse schon über ihre eigentliche Kapazität Insulin ausschütten musste.
Aus dem relativen Mangel kann allerdings auch ein absoluter Mangel des Insulin entstehen, bei welchem die Patienten dann Insulin von außen dem Körper zuführen müssen.
Das Problem der Unempfindlichkeit der Zelle auf das Insulin bleibt allerdings bestehen. Den Zucker, den wir unteranderem auch aus Kohlenhydraten aufnehmen, wird vom Körper in kleinste Bestandteile - die Monosaccharide - zerteilt. Diese werden durch Transporter (z.B. GLUT 5) durch die Epithelschicht gebracht.
Normalerweise gibt es bei der Glucose eine Art „Schlüssel-Schloss-Prinzip“. In der Bauchspeicheldrüse wird in den Beta-Zellen das Insulin, der Türöffner für den Blutzucker, gebildet. Öffnet das Insulin die Tür der Zelle, so kann der Blutzucker eintreten und zur Energiegewinnung bzw. -bereitstellung genutzt werden.
Bei dem „Typ 1 Diabetes“ kann kein oder zunächst nur noch sehr geringe Mengen Insulin in der Bauchspeicheldrüse gebildet werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Zucker im Blut bleibt und nicht für Energie genutzt werden kann. Anders ist das beim Typ 2 Diabetes. Hier kann zwar ausreichend Insulin gebildet werden, jedoch spricht die Zelle darauf nicht mehr an. Lebt man hier jedoch lange mit der Diagnose ohne es zu wissen, oder ohne den Lebensstil anzupassen, so kann auch dieser Typ Insulinpflichtig werden. Entstehen kann diese Form zum Beispiel durch zu wenig Sport, bzw. Bewegung, und zu viel „Nahrung“ (zu kalorienreich), wie auch durch eine zu einseitige Ernährung mit „einfachen Kohlenhydraten“.
Ein anderer Faktor können die zu häufigen Mahlzeitenfrequenzen sein, wodurch der Blutzucker konstant hochgehalten wird. Diese Belastung kann die Bauchspeicheldrüse erstaunlicher Weise lange mitmachen, doch auch nicht immer sind hohe Blutzuckerwerte an Symptome, wie literweise Trinken, vermehrtes Wasserlassen oder Müdigkeit gebunden. Polyneuropathien – Erkrankungen des periphereren Nervensystems-, wie bei Dieter an der Zehenspitze, sind nur ein Teil der Spätfolgen, welche Diabetes anrichten kann. Außerdem haben Typ-2-Diabetiker eine erhöhte Inzidenz an weiteren Krankheiten des metabolischen Syndroms zu erkranken. Dieses setzt sich zusammen aus:
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Adipositas
- Dyslipidämie (Nüchtern Triglyceride von mind. 150mg/dl, sowie HDL-Fraktion:
Männer: 40mg/dl
Frauen: 50mg/dl)
Wodurch hat sich der Zustand von Dieter verbessert?
Dieters Zustand hat sich durch einen sogenannten „Lifesytle-Change“ verbessert, welcher auch in den Diabetes-Leitlinien wiederzufinden ist. Inkludiert ist eine Therapie aus Ernährungsumstellung, Bewegungssteigerung und Schulung. Die anderen zwei Punkte der 5-Säulentherapie bei Diabetes, Medikation und Selbstkontrolle, sind ebenfalls bei Dieter wiederzufinden. Das, was viele Patienten jedoch nicht sehen, ist der große Eigenteil den man auch selbst zu verändern und stetig anpassen sollte. Oft wird die Verantwortung dann in die Hände der Ärzte gegeben und als erstes nach einem Medikament gefragt, bevor man noch selbst etwas ändern muss. Anders war es bei Dieter.
Er hat sein Schicksal angenommen, auch wenn der Schock anfangs da war. Er hat seine Ernährung umgestellt und vermehrt bzw. weiterhin „Sport“ getrieben.
Dadurch hat er die Empfindlichkeit des Insulins auf die Zellen wieder gesteigert und einen HbA1c - Langzeitblutzucker - von 5,8% erreicht. Die Durschnittswerte liegen dementsprechend um 100mg/dl, was den Werten eines gesunden Menschen entspricht.
Dementsprechend konnten auch seine Medikamente auf eine Minimaldosis reduziert werden. Dieter hat gezeigt, dass ein Typ-2-Diabetes durch einen entsprechenden Lifestyle-Change nahezu reversibel ist und Normwerte zu erreichen sind. Um den eigenen Lebensstil zu verändern, bedarf es hoher Disziplin, Tatkraft, der Unterstützung von der Familie, Verwandten oder Freunden. Die meisten Typ 2-Diabetiker waren jedoch vor der Diagnosestellung nicht so sportbegeistert wie Dieter und müssen diesen Wandel dann erstmal für sich akzeptieren.
Ernährung bei Typ 2-Diabetes
Im Prinzip ist die Diabetes Kost nicht anders als die abwechslungsreiche und „gesunde Mischkost“ nach den 10 Regeln der DGE. Diabetiker-Konfitüren oder andere Extra-Produkte sind schon seit einiger Zeit überholt. Warum es diese dennoch zu kaufen gibt? Ganz einfach: Wo die Nachfrage, da das Angebot. Es gibt noch immer Patienten, die seit Jahren schon Diabetes haben und auch seit Jahren mit den noch veralteten Standards und Prinzipien arbeiten und leben. Dementsprechend kaufen diese Menschen Diabetiker-Produkte, da man damals glaubte, es wäre der richtige Weg.
Heute muss kein Diabetiker mehr zu den separaten Produkten im Regal greifen, sondern kann ein Vorbild sein; für all die Menschen, die eine gesunde und mediterrane Ernährung nicht alltäglich durchsetzen können und es nicht schaffen, regelmäßig Bewegung in Ihren Alltag zu integrieren.
Die mediterrane Ernährungsform basiert auf einer Kost, in welcher „hochwertige Pflanzenöle“ , wie das Olivenöl, den tierischen Fetten vorgezogen werden. Ergänzt wird die Lebensmittelauswahl durch regelmäßigen Fischkonsum, wodurch auch hier hochwertige Fette, wie z.B. „Omega-3-Fettsäuren“, die Ernährung bereichern. Basierend auf dem hohen Gemüseanteil werden somit auch ausreichend Vitamine und Mineralstoffe zugeführt.
Wir wünschen Dieter weiterhin viel Erfolg auf seinem Weg!